Lisa Dreisatz

Hast Dein g verloren
trauerst bei Halbmond
und Kerzen sind schon
ewig lang her, ewig
länger als Mohn auf Stufen
vor geschlossenen Türen
und staubenden Birken
an Straßen nach....
ach, was weiß ich
zu quakenden Enten
oder Schirmen mit Schriftzug
und gefärbte Sonne
gespiegelt in fadem
schwarzem Tee....

Er lag im Gebüsch
zwischen Laub und Pilsdose
war blass im Gesicht
ein Zettel neben ihm
darauf stand

"Ich habe versagt.
Zum Semikolon fehlte mir
immer der Strich."

Sehnsucht verzehrt mich
beim Gedanken an Dich
und Dein Kommen in Bälde
wie schnell Du doch bist
angeblich; vergeblich
hab ich gesucht
nach Dir in zig Etagen
mit Kaufhausgeruch, doch
ich seh Dich schon farbig
vor mir aufm Tisch
und das Piepsen nervt noch mehr
als jemals zuvor, ja
statt Piepmatzgefiepse jetzt
Küblböcks im Chor
da stopf ich mir tonnwenweis´
Watte ins Ohr....

Warst klein wie ne Ameise
mit ner riesigen Tasche
Watte und Lipgloss drin
und zwanzig Stück Staun
für die Tage mit Maiwarm
irgendwann mal, sagtest Du
kommen schon
abwarten

Mein Gerupfe machte Türme
und Fenster in heller als der Rest
der Nachmittag blendet nicht
noch zu Winter und zu Wegträum
Nachgeschmack von Sekt
zig Perlen im Magen
Deine Flasche, meine
wen interessiert das, mich nicht
bin Hicks bis zur Stirn, tief im Hirn
tret auf der Stelle, nenn sie Gerlinde
einfach so, fiel mir ein
kennt mich nicht, schweigt dazu
die Stille tollt rum wie ein Hund
was sonst und will weiter
die Häuser schweigen zu sehr
für mich, für jetzt....

Aus zwanzig Orangen
fünf weißen Kieseln
ner schmalen Hecke im Park
Menschen im Bahnhof
Betonwand mit Fliesen
nem Büschel zerrupftem Gras
Gewürzen auf Gyros
Hunden in Kombis
ner quietschenden Tankstellentür
ner Straße mit Löchern
Frauen mit Tüten
und kaltem Pommesgeruch
nem Schild Richtung Schanze
ner ratternden S-Bahn
nem Kaugummi
unter dem Schuh....

Honig an Blau, ein Baum wartet auf Blätter, die wohl erst später wachsen, viel später, ja. Der Zaun daneben knarrt schief zwischen vermoderten Pfosten und schielt aus ein paar rostigen Nägeln rüber zur anderen Straßenseite, wo eine Garage träge ein tuckerndes Auto rauswürgt. Auf dem Boden eine Zeitung von gestern oder vorgestern, egal, jedenfalls ist sie nass und wellig. Jemand ist zurückgetreten, jemand anderes nicht, immer das gleiche. Im Takt der U-Bahnen, Fußballspiele am Wochenende oder Geldabheber am Automaten um die Ecke. Weiter. Komm sonst zu spät.

Gefangen in Deinem Napf
duftest gegen die Spüle an
und flackerst
weißt nicht warum, weil
kein Warum ohne Kopf und mit
knisterndem Docht
ja, bald bist Du
futsch....