Lisa Dreisatz

Ich bin die Prinzessin
neben Rüben und Bohnen
nimm Deine Gabel
jaa....

Grau, momenthaft verfinstert
von rechts nach links
von weit nach weit
von fast schwarz nach ja, so
gleich schüttet es, vielleicht
über Fensterbänke, Straßen und Bäume
kein Mond, kein Stern, kein Nichts
nur Deckengeleuchte
falschrum gefenstert, gerahmt
über Gedanken, die kreisen
wie Gänse um
Brunnen, Bäume, nein
um Uhrzeit aus Stein

Liegst schon so lange hier
erinnerst Dich an nichts
Wirst noch ewig da sein, Du
mit Dir tauschen, nein
niemals
Du bist zu kalt
viel zu kalt
und zu eckig
jawoll....

Glitzernacht mit Brücke
Halme schlafen unter Laub
das Geländer quietscht
irgendwo, zwei Bäume weiter
Weingeschmack mit Lakritz
zwei Fragen ohne Antwort
vorhin, am alten Tisch
bei den halb beleuchteten Gesichtern
ohne Kerzen und mit Teller
und halben Schnitzeln neben grünen Bohnen
die nicht zuhören
nichts sagen
keine Ahnung haben
und langsam kalt werden
Schritte bis unendlich
durch aufgeweichte Erde
und Boote zählen
um....

Du guckst immer gleich
nichts regt sich
kein Buchstabe
keine Zahl
nichts
eingerollte Ecken
wem gefällt sowas denn
das Datum ist bald
sehr bald
schrecklich bald
interessiert keinen
hinter Dir ist nichts mehr
außer Luft
ja.... Luft

Manchmal überleg ich, wie er auf Brot schmecken würde, mit etwas Schnittlauch oben drauf und vielleicht noch einer Butterflocke. Ich weiß allerdings nicht, welches Brot man dafür nehmen sollte. Toast oder Vollkorn mit Haferflocken. Deshalb probier ich es nicht aus.

Es wird Sonntag
im Fluss wird Wasser sein
mit kleinen Wellen, oder mit großen
Möwen werden Brotkrümel mampfen
von außen, mit aufgeweichter Kruste
Fisch wird vor sich hin riechen
zwischen Eis und Plastikkisten
und vollgestopften Tüten in blau
Autos werden tuckern
durch Pauli und noch weiter
und mein Gesicht wird sich spiegeln
vor vergilbten Gardinen
und Leuchtreklame für Astra Urtyp
Pasta wird alle sein
mit oder ohne Soße, egal
Salat wird von vor drei Tagen sein und
der Kaffee viel zu dünn
der Typ am Tresen wird schief singen
zum Gedudel von zwei Spielautomaten
die Dosenmilch wird alle sein
Mist....

Mein Papier ist so geduldig, dass es manchmal wochenlang an der gleichen Stelle liegt. Auf einem alten Holzstuhl oder auf dem Sofa, zwischen einem Korkenzieher und ein paar zerbrochenen Salzstangen, die im Gegensatz zu den nicht mehr dort herumliegenden kein Buch auf dem Weg in meinen Kopf begleiteten. Im Gegensatz zu Salzstangen knirschen Bücher dabei nicht. Dafür hält der Geschmack meistens etwas länger an. Er hat etwas Butterblumenhaftes, mit einer Spur Gerste, ohne Salz, Pfeffer und Kümmel. Nein, ich esse nicht jeden Tag Bücher und auch nicht jede Woche. Nur gelegentlich, wenn mir nichts anderes einfällt. Ich bin mir aber nicht so ganz sicher, ob dies die eigentliche Bestimmung von Büchern ist. Mein Papier esse ich übrigens nicht. Es ist zu weiß.

Quallen schwallen
zu Wellen
meistens hängend
manchmal liegend
wie Trockenpfirsiche
die nicht schwallen
wie Quallen
zu Wellen
manchmal liegend
meistens hängend
wie Regenschirme
die sind stumm
schade

Wasser bläut vor sich hin
Du schmeißt mit Sand nach der Sonne
Muscheln flüstern im Chor
der Tang schläft und träumt
nichts erinnert an
Flut, mit Schaum im Gesicht
Möwendreck und
ein Segel, klein wie eine Briefmarke
irgendwo, drüben
bei den Inseln
Gestrandete ertrinken in Gedanken
Notizblock zu
für heute....