Lisa Dreisatz

Die Bank glitzert in der Sonne, nachts hat es gefroren. Setz Dich nicht, das macht so kalt und stumm. Zähl lieber die Rostflecken am Boot gegenüber. Es sind so viele und jeder hat sein eigenes kleines Leben zwischen rissiger Lackfarbe und dem nach Doppelkorn riechenden Atem eines Schweißers, Schmirglers, Malers, irgendwas in die Richtung wird er schon sein. Er. Da vorne. Dösend, auf dem Klappstuhl. Der Pullover hat Löcher. An den Schuhen klebt getrockneter Schlamm. Und das Lächeln ist so gefroren wie die Brötchentüte auf dem Boden. Irgendwann wird sie weggefegt, vom Wind oder von einem alten Besen in den Händen einer unbekannten...

Ich vermisse noch ein paar Drähte zwischen den Pfeilern der Windräder. Nicht zu dicke und nicht mit Stacheln, das verletzt die Seele beim vorbeifahren, wenn man noch eine hat. So wie Du. Wenn sie richtig gespannt sind, die Drähte ohne Stacheln, müssen die Wolken davor warten und haben es nicht mehr so schrecklich eilig. Auf der Reise von Horizont mit Baumreihe zu Horizont ohne Baumreihe, dafür aber mit Hof aus morschen Backsteinen und einem verlassenen Storchennest aus zähem Gestrüpp.

Das letzte Wort, an das ich dachte, liegt noch im Flur Deines Plattenbaus. Graues Zementland am Stadtrand. Ich hab es dort vergessen, tut mir leid, so etwas passiert in der Eile. Nimm es mit in die Wohnung und bewahr es im Küchenregal auf, oder auf der Fensterbank, zwischen den Töpfen mit Thymian, Petersilie und Kresse. Vielleicht findet sich einmal ein guter Zweck dafür, an einem wärmeren Tag als heute. Vielleicht passiert das auch nicht, wer kann das schon so genau voraussehen. Abwarten.

Der Tee war spannender als das Spiel. Apfel mit Zimt, ein paar Würfel Kandis, Becher mit Spruch drauf. Ich kann das nicht so richtig, mit den vielen verschiedenen Figuren. Manchmal zieh ich sogar falsch und merk es gar nicht, bis sich jemand räuspert und mit dem Finger auf ein Feld zeigt. "Du schummelst" knurrt es dann dazu, oder so ähnlich. Ich zuck nicht zusammen, weil, wie gesagt, ich kann das nicht so richtig, mit den vielen verschiedenen Figuren. Außerdem fallen mir zigtausend Dinge ein, mit denen es mehr Spaß macht, eine oder zwei Stunden Zeit verstreichen zu lassen. Zum Beispiel Tee umrühren. Apfel mit Zimt, ein paar Würfel Kandis, Becher mit Spruch drauf, oder so ähnlich.

Ist wieder so ein Moment, in dem ich merke, dass Minuten sich in einer Art Kreisverkehr bewegen. Also immer rund. Deshalb hat der Mensch, der die Uhr erfunden hat, sie auch in rund erfunden. Würden Minuten sich anders bewegen, also zum Beispiel erst geradeaus und dann links, dann würden auch Uhren anders aussehen. Eben erst geradeaus und dann links. Das wäre nur ziemlich unpraktisch und man könnte solche Uhren nicht am Arm durch die Gegend tragen. Oder einfach in die Tasche stopfen. Deshalb ist mir die Sache mit dem Kreisverkehr irgendwie lieber. Stunden und Sekunden machen es zum Glück auch so wie die Minuten. Ich glaub nämlich, dass die Minuten mit dem Kreisverkehr angefangen haben und die anderen es ihnen später nachgemacht haben...

Hallo Ausblick.
Lang nicht mehr gesehen.
Seit Samstag, genauer gesagt.
Ja, hab ich noch.
Genau den, ja.
Ach, es geht eigentlich so.
War schon mal besser, ok.
Hast ja Recht.
Wirklich?
Hätte ich nicht von Dir gedacht.
Ist aber gut, wenn sich mal eine Kleinigkeit ändert.
Manchmal, find ich. Manchmal. Nicht immer.
Bei mir ändert sich viel, weißt Du.
Stimmt, so ist das.
Du, ich muss weiter.
Zu einem anderen Ausblick.
War aber nett, heute.
Ja, ich grüß ihn.
Machs gut....

Bampf Bumpf
Kopfkinorotation
von allen Seiten
um Erdnüsse streiten
nur so....

Peepshows sind dunkel
Besen kehren Becher zusammen
verpennter Morgen in grau
riechst so nach Dosenbier
nach banal und Kanal
die Welt ist keine Kirmes
nichts blinkt kirschrot, in echt
Vorhang zu, Film vorbei
und niemand applaudiert
für was auch....